Erstmals fanden die Biografiegespräche des ost-west-forums Gut Gödelitz in neuer Kooperation mit der Landeszentrale für Politische Bildung NRW auch in Duisburg statt. Trotz ständiger Unsicherheit und noch kurzfristiger Absagen durch Corona gelang es der Moderatorin, der Duisburger Ärztin Dr. Susan Halimeh, die Runde komplett im Hotel zur Linde in Moers begrüßen zu können: sechs Frauen und zwei Männer.
Eine Runde, wie sie das bunte, vielfältige Bild unserer Gesellschaft nicht besser hätte spiegeln können: ein bereits gut deutsch sprechender 18-Jähriger, der erst vor wenigen Wochen aus der Ukraine geflohen war, eine türkeistämmige echte Duisburgerin, eine Deutsche mit jüdischen Wurzeln, eine Andere, deren Eltern aus Portugal als Arbeitssuchende eingewandert waren, eine marokkanisch-stämmige Ärztin, ein junger Syrer/Palästinenser, der unter dramatischen Umständen nach Deutschland floh, eine marokkanisch-stämmige Syrerin, die über Familienzusammenführung dem Krieg in ihrem Land entfliehen konnte und eine junge Frau mit weißrussisch-griechischen Wurzeln, die ihre vielen Sprachen in Deutschland zum Wohle anderer einzusetzen weiß.
Das waren viele Geschichten, die da erzählt wurden, Geschichten von offener Diskriminierung, von verlorenen Wurzeln, von der Suche nach Identität und Neuanfang, von Flucht und Krieg und der besonderen Bedrohung chronisch kranker Menschen in solchen Lebenssituationen, beeindruckende Karrieren aus einfachen Verhältnissen und dramatische familiäre Unterdrückungsmuster mitten unter uns.
Andere anzuhören, ihren Lebenswegen still zu folgen, sie respektvoll auf sich wirken zu lassen – mit Herz und Verstand -, öffnet viele Fenster, erschließt politische, geschichtliche und kulturelle Zusammenhänge und zeigt – das ist das immer wieder Besondere des Gesprächsformats – viele gemeinsame Erfahrungen, Gefühle und Erkenntnisse auf. Und andere Lebensgeschichten zu hören, mag sicher nicht das eigene Leid, die eigenen Sorgen schmälern, aber es macht weniger einsam in diesem Land.
Einen großen Dank an alle für Vertrauen und Offenheit. Nur so ist echte Begegnung und Friedensarbeit möglich.