Menschen erzählen sich ihr Leben

Die Biografiegespräche wollen unsichtbare Grenzen überwinden. Ein Wochenende lang berichten Menschen mit und ohne Migrationsgeschichte aus ihrem Leben. Jeder, wie er mag. Unbewertet und unkommentiert.

Das Projekt

Deutschland ist bunt geworden, ist zu Hause für Menschen aus der ganzen Welt. Menschen mit verschiedenen Lebensrealitäten, aus verschiedenen Milieus und Erfahrungswelten. Viele waren angeworben von der deutschen Wirtschaft. Aus Italien oder Spanien, Portugal, Polen und Jugoslawien oder der Türkei. Andere kamen als MigrantInnen, weil sie ein besseres Leben suchten oder flohen vor Unterdrückung und Krieg. Ihre Kinder und Enkel sind oftmals schon hier geboren.

Und doch ist das Wissen übereinander immer noch gering. Wie soll Vertrauen entstehen, Unterschiede akzeptiert und gemeinsame Werte erfahren werden,  wie an der Zukunft dieses Landes und seiner Menschen gemeinsam gebaut werden, wenn wir statt miteinander noch viel zu oft übereinander reden?

Was wollen wir?

Die Gespräche sollen die Chance eröffnen, einander besser kennenzulernen. Wie könnte dies einfacher geschehen, als wenn man sich gegenseitig sein Leben erzählt und dem anderen zuhört.

Das ist das Ziel der Biografiegespräche.

Verlauf: Über ein Wochenende lang erzählen die Teilnehmer in einer Zehnergruppe ihre Lebensgeschichte, jeder so, wie er sie erinnert und in Worte fassen kann und mag. An jedem Treffen nehmen zwei Moderatoren teil, eine(r) mit einem deutschen, eine(r) mit einem migrantischen Hintergrund.

Jeder Teilnehmer hat 40 Minuten Zeit und darf nicht unterbrochen werden. Beim Erzählen ergeben sich die Themen. Wie habe ich mein Leben gelebt? Was hat mich in Kindheit und Familie geprägt? Welche Erschwernisse haben mein Leben bestimmt? Welche Hilfen habe ich erhalten? Welche Stärken habe ich entwickeln können? Welche Werte und Ziele bestimmen mein Leben?

Danach können Verständnisfragen beantwortet werden. 

Die Veranstaltungen finden bundesweit statt, unterstützt von Kommunen, Stiftungen, Vereinen und Regierungen. Einige Hotels unterstützen uns durch günstige Konditionen. Die Wochenenden sollen einen gemütlichen Rahmen bieten, weg vom Alltag. Den Teilnehmern entstehen keine Kosten.

Anmeldungen jeweils bei den Moderatoren vor Ort.

Was erreichen wir?

Indem die Teilnehmer einander zuhören, begegnen sie der ganzen Vielfalt dieses Landes. Es geht darum, das Leben der anderen zu begleiten. Unkommentiert und ohne, dass die persönlichen Erzählungen des anderen bewertet werden. Nur so ist eine ehrliche, respektvolle Begegnung möglich. So können kulturelle Unterschiede und Gemeinsamkeiten erlebt, Missverständnisse und Vorurteile erkannt, Vertrautes geteilt und auch emotionale Brücken zu einem vorher fremden Menschen geschlagen werden.

Nachhaltigkeit: Durch die Begegnungen entstehen Freundschaften, Initiativen und Unterstützung quer durch alle kulturellen und gesellschaftlichen Schichten. Unterstützt wird dies durch regelmäßige „jour fixe“ der Veranstalter, auf denen sich auch die Teilnehmer aus den anderen Runden kennenlernen, so dass der Kreis immer größer wird. Das Ergebnis ist ein neues deutsch-migrantisches Netzwerk.

Einander zuhören

Mit den Biografiegesprächen soll die Chance eröffnet werden, sich besser kennenzulernen. Wie könnte dies einfacher geschehen, als wenn man sich gegenseitig sein Leben erzählt und dem anderen zuhört.

Das sagen Teilnehmer*innen

“Ich denke, dass kein Geschichts- und Sozialkundeunterricht, kein Buch, kein Vortrag, keine politische Debatte und kein Zeitungsbericht eine solche Begegnung auf Augenhöhe ersetzen kann.” 

Ece

“Ich habe etwas Wunderbares erlebt und viel über Menschen und die persönlichen und gesellschaftlichen Umstände ihres Lebens aus einem anderen Kulturkreis gelernt, Menschen, die mir aber offenbar gar nicht so fremd sind. Dass ich selber so offen war, hat mich sehr berührt.

Barbara

Nur wer mitfühlt versteht.” 

Sihan

“Es war erschreckend zu hören, dass es Deutsche gibt, die keinen Kontakt mit Türken haben.” 

Inef

“Als Kinder waren uns der Kummer und die Probleme unserer Elterngeneration nicht so bewusst gewesen.” 

Ahmet

“Wir haben unsere persönlichen Lebensgeschichten einander mitgeteilt und uns verbindet damit eine ganz besondere Erfahrung, die möglicherweise noch nachwirken wird.” 

Davut

“Ohne ihn oder sie zu kennen, kategorisieren wir unser Gegenüber…. erst in der Begegnung, dem Zuwenden und dem Zuhören können diese Konstruktionen überprüft und ggf. korrigiert werden. Die Biografiegespräche bieten dazu beste Gelegenheit. Wann hört man in der Alltagskommunikation schon einmal seinem Gegenüber eine halbe Stunde lang zu? Und wann wird mir schon einmal eine halbe Stunde lang ohne Unterbrechung zugehört?” 

Olaf

“Das was ich hier erzählt habe, habe ich noch niemandem erzählt.” 

Cem

Sie wollen mitmachen?

Teilen Sie mit uns Ihre Biografie und werden Sie Teil weiterer Biografien, indem Sie an einem Gesprächswochenende teilnehmen. Wir laden Sie herzlich ein! Unser Projekt wird durch Förder- und Spendengelder finanziert und die Teilnahme ist damit kostenlos.